Muenster Music Days 4.0
Große Freude auf das, was kommt.
Jan, googelst Du ab und zu Deinen Namen? Äh, darf ich eigentlich DU sagen?
Klar, gerne DU. Aber um die Frage zu beantworten. Das mache ich nicht, das ist mir irgendwie unheimlich. Wer weiß, was man da alles findet. Aber mein Vater googlet mich des Öfteren und erzählt mir dann, was er gefunden hat.
2015 hast Du Münster 4 life ein Interview gegeben. Du wurdest gefragt, was Du in 20 Jahren machst. Du sagtest, Du hoffst, immer noch Flausen im Kopf zu haben. Wie sieht es aus?
Ich merke in der Tat, dass ich älter werde.
Wie alt bist Du?
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Darf ich das schreiben oder bist Du eitel?
Sicher darfst Du das schreiben. Kann man ja eh googlen (lacht).
Woran merkst Du denn, dass Du älter wirst?
Meine Haare werden grauer.
Und die Flausen gehen Dir aus?
Nein, die nicht. Zum Glück. Meine Ideen und Pläne lassen nicht nach, dass ist beruhigend.
Hattest Du nie eine Schreibblockade?
Doch, so etwas taucht in der Tat immer mal wieder auf. Es gab eine Zeit, in der ich als Songwriter und Produzent „Jobs“ gemacht und in erster Linie „funktioniert“ habe – und oft ohne wirkliche Leidenschaft. Damals habe durchaus darüber nachgedacht, vielleicht beruflich nochmal etwas ganz Anderes zu machen. Musik hätte ich ja sowieso immer nebenbei weitergemacht.
Dann hast Du Dich in Deinen Bauwagen verkrochen.
So einfach war das natürlich nicht, aber zumindest ein Anfang.
Aber im letzten Sommer hast Du dort eine neue CD produziert.
Genau. In diesem Bauwagen und in meinem neuen Studio sind Anfang 2017 eine Menge neuer Songs entstanden.
Also ein guter Ort für gute Songs.
Auf jeden Fall, sehr inspirierend, wenn auch technisch recht rudimentär ausgestattet.
Wie heißt die neue CD?
Nach zwei EPs im Rahmen meines JYLAND-Projektes ist es die dritte EP, die ich nur für mich geschrieben und produziert habe. Daher heißt sie ganz einfach „III“.
Spielt Du daraus auf den Muenster Music Days?
Auf jeden Fall. Generell werde ich ein Set spielen, welches die letzten drei Jahre widerspiegelt, nachdem ich 2014 mich dazu entschieden habe wieder selbst aufzutreten und darüber zu schreiben, was mich persönlich bewegt – und natürlich gibt es auch einen Ausblick auf ganz neue Sachen.
Soetkin, auf welche Musiker darf sich das Publikum in diesem Jahr noch freuen?
Soetkin: Den Auftakt wird Martin Tingvall machen. Traditionell haben wir das Tingvall Trio immer bei den Muenster Music Days dabei, die diesmal aber teilweise keine Zeit hatten. Deshalb freuen wir uns in diesem Jahr besonders auf Martins Soloprogramm „Distance“.
Burkhard: Freitag spielt dann Jan Loechel in einem Doppelkonzert mit Tokunbo. Ein besonderes Highlight folgt am Samstagabend mit Jasmin Tabatabai zusammen mit dem David Klein Quartett.
Und Sonntag?
Soetkin: Sonntag sehen wir Triosence auf der Bühne. Damit haben wir für 2018 ein rundes Programm.
Jan, Du warst letzte Woche mit Deiner Musik auf Tour.
Ja, auf Tour, aber nein, nicht mit meiner Musik. Ich habe Sasha bei einigen sehr intimen und akustischen Showcases an der Gitarre begleitet, bei denen er seine neue, erste deutschsprachige CD vorgestellt hat. Ich bin mit ihm seit etlichen Jahren befreundet und das war eine herrliche kleine Tour – auf und neben der Bühne!
Wäre Sasha nicht auch ein guter Musiker für die Muenster Music Days?
Burkhard: Die Frage muss umgekehrt lauten. Sind wir was für ihn? Deutschsprachige Musik haben wir bisher nicht gespielt. Aber grundsätzlich begrenzen wir unser Format nicht auf ein bestimmtes Genre.
Wie sucht Ihr die Künstler aus?
Soetkin: Die Künstlerauswahl ist ein langer Prozess. Manchmal tragen wir schon lange eine Idee mit uns herum, manchmal sind wir spontan. Das hängt natürlich auch von der Terminlage der Künstler ab. Diesmal wollten wir aber unbedingt unseren Schirmherrn Jan Loechel in voller Länge dabeihaben, der bisher eher in kurzen Sets bei uns gespielt. Dann muss man natürlich schauen, wer sonst noch dazu passt, damit man eine schöne Dramaturgie entwickelt. So kamen die anderen dazu.
Burkhard: Wir achten auch darauf, eine Balance zwischen Experimentalmusik und Mainstream zu finden. Wir wollen nicht nur eine spezielle Zielgruppe erreichen, sondern durchaus ein breites Publikum.
Du hast vorhin gesagt, Du hoffst, noch lange Flausen im Kopf zu haben. Wie wäre es, die Vorband von den Rolling Stones zu sein?
Ich weiß nicht, ob DIE sich das vorstellen könnten. Meine Musik ist natürlich nicht unbedingt stadionkompatibel, aber ich mag natürlich die Herausforderung. Im vergangenen Sommer habe ich zum Beispiel 15 große Open Airs von Fury in the Slaughterhouse als „Vorgruppe“, größtenteils alleine mit meiner Gitarre, eröffnet. Und das hat auf der großen Bühne und dem volksfestartigen Gelände sogar erstaunlich gut funktioniert.
Wie gehst Du mit Lampenfieber um? Als Vorband der Stones wäre das bestimmt stärker ausgeprägt, als bei den Münster Music Days?
Da darf man sich nicht vertun. Die CLOUD am Germania Campus ist akustisch ein sehr guter, ehrlicher, aber auch anspruchsvoller Raum. Die Atmosphäre ist hier sehr besonders. Man ist ganz nah am Publikum und hat so einen direkten Draht zu den Leuten, die jede Nuance sehr differenziert hören. Dementsprechend müssen auch wir Musiker auf der Bühne extrem aufeinander eingehen, was für eine besondere, aber durchweg positive Anspannung sorgt.
Kannst Du Dir vorstellen, einen Künstlernamen zuzulegen? Besonders deshalb, weil Du englischsprachige Musik spielst?
Keine blöde Frage; darüber habe ich wirklich mal nachgedacht und tatsächlich meine ersten beiden Solo-EPs unter dem Projektnamen JYLLAND veröffentlicht – angelehnt an meine zweite, dänische Heimat. Doch im vergangenen Jahr merkte ich, dass alles was ich in diesem Zusammenhang sowohl im Studio als auch auf der Bühne mache, sehr persönlich für mich ist. Somit habe ich mich entschlossen, dass Jan Loechel mein Künstlername ist. Nicht der internationalste Name – aber nun – einige Dinge kann man sich nicht aussuchen.
Hast Du mehr weibliche Fans oder männliche?
Männliche (lacht). Was soll ich dazu sagen – das müssen andere beurteilen. Aber ich guck mal mal bei Facebook und reiche die Statistik nach.
Da bin ich aber mal gespannt.
Soetkin: Ich auch. 😉
Hast Du mal Gesangsunterricht genommen?
Schon, aber nicht sehr lange. Noten lesen kann ich auch nicht besonders, nur rudimentär.
Du spielst also alles auswendig?
Zu 99 Prozent ja. Manchmal habe ich einen Zettel als Gedächtnisstütze dabei. Aber das ist schon alles.
Ist auf der Bühne schon mal was schiefgegangen?
Klar, aber das gehört dazu und finde ich nicht schlimm. Im Gegenteil. Manchmal entstehen so besonders schöne Interaktionen mit dem Publikum (lacht).
Burkhard, wird es im Anschluss der Konzerte ein „Meet and Greet“ mit den Künstlern geben?
Eigentlich schon. Wir sind da ganz offen. Die meisten Musiker zeigen sich nach den Konzerten beim CD-Verkauf und suchen das Gespräch mit dem Publikum.
Habt Ihr eigentlich schon Das Dackel Bier probiert. Das wird hier am Campus gebraut.
Klar. Nach der Adam Riese Show im November. Wir waren quasi die ersten.
Und?
Soetkin: Lecker und absolut frauentauglich. Eigentlich trinke ich kein Bier, aber das hat mir gut geschmeckt.
Jan: Kann ich nur unterstreichen. Ich bin auch kein passionierter Biertrinker, aber Das Dackel gefällt mir!
Vielen Dank für das Gespräch.